„Autoren händeringend gesucht.“ Wirklich?

Nehmen wir an, Ihr Haus sei in die Jahre gekommen und benötige ein neues Dach inklusive Gebälk. Wen würden Sie um Rat und einen Kostenvoranschlag zur Erneuerung bitten?

„Einen Dachdecker und einen Zimmermannsbetrieb“, antworten Sie? Halb verärgert, halb verunsichert. Zu banal scheint die Frage, zu sehr klingt sie nach einer Scherzfrage.

Der Allround-Handwerker

Gut, das wäre geklärt. Nehmen wir weiter an, Ihr Haus verfüge weder über gedämmte Fenster noch eine Außendrainage. Auch die Elektrik wurde beim Bau seinerzeit nicht fachmännisch verlegt und außerdem ist die Heizung veraltet. Könnte das nicht der Dachdecker gleich mit erledigen? Oder der Zimmermann? Und bei der Gelegenheit noch eine Photovoltaik-Anlage montieren?

„Wieso sollte er?“ fragen Sie? Zu Recht. Denn warum sollte ein Zimmermann oder Dachdecker Ahnung von Elektrik, Heizungen oder Photovoltaik haben? Sieht man sich jedoch Stellenbeschreibungen von Autoren, Content Creators oder Content Managern an, kommt man nicht umhin, sich die Augen zu reiben.

Medienmonster gesucht

Mal wird Erfahrung im Drehen und Bearbeiten von Videos vorausgesetzt, mal soll der gesuchte Mitarbeiter ein Tiktok-Fanatiker oder Influencer sein. Die vier gängigsten Bildbearbeitungsprogramme ebenso beherrschen wie die wichtigsten Content-Management-Systeme und Mac-Systeme.

Geht es nach den Job-Ausschreibungen, sollte sich ein Autor in seiner Freizeit (nach seinem Master-Studium in Journalismus oder Medienwissenschaften) hauptsächlich auf verschiedenen Social-Media-Plattformen herumtreiben und je nach Branche Mode-, Elektronik-, Gesellschafts-, Food-, Health- oder sonstige Trends vor allen andern aufspüren.

Do you parla francais in fließendem Übergang?

Und natürlich fließend von Deutsch zu Englisch oder anderen Sprachen wechseln. Schließlich werden vielen Jobangebote nur noch auf Englisch veröffentlicht und finden anscheinend selbst in kleinen Unternehmen wöchentlich Meetings mit Projektleitern in Übersee statt.

SEO sollte man heutzutage nicht nur beim Verfassen und Redigieren von Online-Texten beachten, sondern auch mit geläufigen Tools auswerten können. Und Business-KPIs erkennen, die UX verbessern und den USP des Unternehmens herausstellen. Alles klar?

 

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