InjenerNacht – Die Idee

Nach einigen Jahren Pause habe ich die Arbeit an einem meiner Projekte wieder aufgenommen. InjenerNacht – so der Arbeitstitel – sollte meine erste graphic novel werden. Über einige wenige Tuschzeichnungen bin ich damals nicht hinausgekommen und das gewählte Thema schien mich zu erschlagen. Selbst für einen Roman war irgendwann der Zeitaufwand nicht mehr einzuschätzen.

Protagonist sollte der zwölfjährige Fabian Schiller sein. Herumgereicht zwischen Tanten, Onkeln und Bekannten seiner Eltern, seine ganze Habe in eine Sporttasche gestopft, taumelt der Junge durch das Deutschland des Jahres 1980. Seine Eltern sind verschwunden, sein Onkel wird ebenso gesucht wie sein Vater. Rätselhafte Männer verfolgen ihn, einer von ihnen verhört Fabian stundenlang im Büro des Direktors.

Denn Fabians Eltern hatten sich vorübergehend auf Irrwege begeben. Ihre Lehrer, den Bürgermeister, den Hochschulprofessor, – der Fabians Mutter belästigte -, den örtlichen Fabrikdirektor und den Richter, der seinen verletzten Vater nach der Schlacht um Brokdorf einsperren ließ, hatten die älteren Bürger des Viertels noch als stramme Nationalsozialisten kennengelernt. Nach dem Krieg wieder in Amt und Würden gesetzt, waren ihnen die jungen Eltern ein Dorn im Auge.

Der staatlichen Gewalt war mit friedlicher Gegenwehr nicht beizukommen. Die neu gegründete Bundesrepublik schien auf einer Lüge aufgebaut zu sein. Fabians Eltern haderten, sehnten aber einen Umbruch herbei – und überschritten irgendwann die Schwelle zwischen Protest und Terror.  Obwohl sie sich schon bald vom harten Kern der Mitstreiter distanzierten, die mit der RAF sympathisierten, waren sie vom Verfassungsschutz längst als Gefährder eingeordnet worden.

Fabian weiß von alledem nichts. Er erlebt bloß die Folgen dieser Handlungsketten, die Willkür eines konservativen Staates, der in vielem noch die Denkweise des Vorkriegsdeutschlands verkörpert und dem in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs eine ganze Generation mit Ablehnung, Freiheitsdrang, Konventionsbrüchen und Revolutionsfantasien gegenüber steht. Ein unschuldiger Junge, hin und her geworfen zwischen den Fronten eines neuen, gesellschaftlichen Krieges.

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