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Frage: Wie geht eine Anmache à la Lauterbach? Antwort: „Soll ich dir mal meine Absagen-Sammlung zeigen?“

So, nun ist also die nächste Impfpflicht gescheitert. Zuerst waren es die Deutschen, also gesamt. Lausige Impfquote, die sich totlief. Da halfen irgendwann auch Gratiswürstchen nichts mehr. Für impfverweigernde Senioren hätte man mindestens ein Viertel Schwarzwälder Kirsch und einen Eierlikör drauflegen müssen. Aber das Budget gab das nach den Spahn’schen Maskendeals nicht mehr her.

Dann eben die

Dann waren die Pflegekräfte dran. Die sind eh schlecht auf ihren Gesundheitsminister zu sprechen, da kann man noch eine Schippe drauflegen. Doch nicht sie, sondern ihre Arbeitgeber wehrten sich gegen eine Impfpflicht. Zu groß sei der Personalmangel schon heute, man könne es sich nicht leisten, die Pflegekräfte zu irgendwas zu zwingen. Am Ende machten die noch Ernst und setzten ihre langjährigen Drohungen um, den Job zu wechseln.

Nun also die Senioren. Nicht mal die darf man zwangsweise impfen, obwohl es doch zu ihrem eigenen Schutz wäre. Es ist ein Trauerspiel.

Lauterbach vs. Lauterbach

Man fragt sich, ob Professor Karl Lauterbach selbst noch an den Sinn seiner Hauruckaktionen glaubt. Überall lockert Deutschland seine Regeln, verbrennen Menschen ihre Masken wie seinerzeit die Feministinnen ihre BHs, feiern Discos den Freedom Day mit einem Countdown. Und fordert ein gewisser Minister Karl Lauterbach eine freiwillige Quarantäne, während ein gewisser Minister Karl Lauterbach eine Impfpflicht für irgendwen fordert.

Wer kommt als nächstes dran? Teenager? Raumpfleger? Kinder unter 6 Jahren? Kleintiere? Es ist traurig, dass die eigentlich von den meisten Deutschen als sinnvoll betrachtete Impfung durch immer neue, aussichtslose Vorstöße diskreditiert wird. Der Gesundheitsminister hat es versäumt, die Gefahr gegenwärtig zu halten, die vom Coronavirus ausgeht. Wer immer mehr Lockerungen zulässt und Quarantäne zur freiwilligen Angelegenheit erklärt, sollte niemandem mehr mit Impfpflicht daherkommen, um die Bevölkerung zu schützen.

Der stille Protest

Nein, der Zug ist abgefahren. Alle Chancen sind vertan, die Menschen als Solidargemeinschaft zusammenzuhalten. Viele sind enttäuscht und fühlen sich über den Tisch gezogen. 3-G-Menschen, die doppelt geimpft und geboostert sind, ihre Kontakte verloren haben und selbst mit den eigenen Enkeln mittlerweile nur noch per WhatsApp kommunizieren. Wofür das Ganze, wenn einen künftig Corona-positive Menschen ganz offiziell anhusten und anstecken dürfen?

Es macht Mut, wenn im Supermarkt auch ganz ohne Zwang alle Kunden weiterhin Maske tragen. Ob aus Angst, aus Trotz oder weil es ihnen schlicht nichts ausmacht, sich und alle anderen für eine halbe Stunde etwas besser zu schützen. Es ist ein Zeichen stiller Rebellion gegen eine Politik, die sich in Gesundheits-Anarchie versucht. Die Öl in dasselbe Feuer gießt, das sie mit Fingerhüten voller Wasser zu löschen versucht.

Jetzt mal ehrlich

Vor einem halben Jahr noch schien eine generelle Impfpflicht eine gute Idee zu sein. Inzwischen aber ist sie zur Farce geworden. Zumal sie wesentlich schlechter gegen Infizierungen hilft als beispielsweise eine FFP2-Maske. Die Maskenpflicht aber hat man großzügig abgeschafft. Während Deutschland die höchsten Inzidenzen ever aufweist. Und die freiwillige Quarantäne wäre wohl auch durchgesetzt worden, hätten nicht Krankenkassen und Arbeitgeberverbände ihr Veto eingelegt.

Man sollte im Gesundheitsministerium wenigstens so ehrlich sein, zu kapitulieren. Vor der Wirtschaft, den Querdenkern und all den Menschen, denen die Gesundheit ihrer Mitbürger scheißegal ist. Und nicht so tun, als versuche man tatsächlich, diese zu schützen.

Hü oder hott?

Absurder geht immer. Nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) selbst den Vorschlag  zur freiwilligen Isolierung coronainfizierter Menschen unterbreitet hatte, – der von den Gesundheitsministern von Bund und Ländern angenommen wurde -, überlegte er es sich wenige Tage später anders – und zog ihn nun wieder zurück.

„Der Fehler lag bei mir und hat nichts mit der FDP oder Lockerung zu tun“, ließ Lauterbach auf Twitter verlauten. Eigentlich habe er die Gesundheitsämter entlasten wollen, stattdessen sei aber ein „falscher Eindruck“ entstanden.

Ja, wie denn nun?

Nun ist es einerseits löblich, dass ein Minister Fehler einräumt und korrigiert. Man muss sich allerdings die Frage stellen, weshalb zunächst eine Entscheidung gefällt und bekannt gemacht wird – und die Faktenlage erst später geprüft wird. Zumal Karl Lauterbach in Pressekonferenzen stets zu einem vorsichtigen Vorgehen tendiert, wenn es um Lockerung der Corona-Maßnahmen geht.

Schon seit einiger Zeit klafft eine Lücke zwischen der in den Medien verkündeten Meinung des Bundesgesundheitsministers und den Aussagen und Entscheidungen, die sein eigenes Ministerium trifft. Hier der Mahner Lauterbach, der weiterhin vor Wellen und hohen Infektionszahlen warnt, dort der Minister Lauterbach, der keine sichtbaren Anstrengungen unternimmt, dem Geschehen Herr zu werden – beispielsweise durch bundeseinheitliche Regelungen.

KL und die Impfpflicht

Eine Impfpflicht für alle Bürger ist längst vom Tisch. An der für Pflegekräfte hält Lauterbach aber weiterhin fest. Auch sollten sie von der freiwilligen Isolation ausgenommen werden. Als gäbe es außerhalb von Kliniken und Pflegeheimen keine Senioren, Kinder oder Kollegen, die sich infizieren und erkranken können.

Überhaupt fühlen sich die Pflegekräfte, die das Gesundheitssystem seit Jahren stützen, obwohl längst fällige Reformen immer wieder aufgeschoben werden, von Karl Lauterbachs Politik mehr und mehr ausgegrenzt. Dass er für die organisatorische und personelle Misere im Gesundheitswesen mit verantwortlich ist, macht die Sache nicht besser.

Der Zusammenhalt war mal da

Viele Menschen hatten dennoch große Hoffnungen in Lauterbach gesetzt. Seine Ernennung zum Bundesgesundheitsminister setzte ein Zeichen für all diejenigen, die über fast zwei Jahre ihre Kontakte beschränkt, für Senioren eingekauft, Einschränkungen in Kauf genommen, Impfungen absolviert und alle Regeln befolgt hatten. Für die Gemeinschaft. Gegen Corona.

Im Corona-Jahr 1 hielt ein Großteil der Bevölkerung zusammen. Sicher, es gab auch damals schon Querdenker und Lokalpolitiker, die Corona für eine Grippe ausgaben, Verschwörungstheorien entwickelten und ihre Freiheit eher bedroht sahen als ihre Gesundheit. Aber die Stoßrichtung war eindeutig, die Gesundheitspolitik Bundessache und die Außenkommunikation stimmte.

Corona in der Regierung Merkel

Letzteres nicht wegen, sondern eher trotz des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU). Selbst seine mangelhafte Organisation bei der Schutzmasken-, Test- oder Impfstoffbeschaffung konnte nicht überdecken, dass unter Kanzlerin Angela Merkel das Wohl der Gesundheit aller Bürger im Vordergrund des politischen Handelns stand.

Man mag von Merkel halten, was man will, aber das persönliche Einstehen für ihre Politik hat ihr und vor allem Deutschland in ihrer Amtszeit großen Respekt in der Welt eingebracht. Am Ende aber musste auch sie sich dem Föderalismus beugen, der inzwischen zu 16 gallischen Dörfern in den Grenzen der früheren Bundesrepublik geführt hat.

Corona in der Regierung Scholz

Wofür Kanzler Olaf Scholz steht, ist nicht überliefert. Zum Thema Corona hat er jedenfalls keine klare Meinung. Diese Nichthaltung unterstützt natürlich nicht unbedingt Lauterbachs Gesundheitspolitik, auch wenn beide derselben Partei angehören.

Ein großer Teil der Deutschen hat Angst. Angst vor einer Ansteckung mit Corona, davor, in dem Wirrwarr der Verordnungen etwas falsch zu machen, sich offen über etwas Schönes zu freuen, während nicht nur der Ukraine-Krieg, sondern auch Corona weiterhin Tote fordert, Angst vor Fremden, Angst vor Freunden.

Der letzte Funke Hoffnung

Noch immer hoffen diese Menschen auf Karl Lauterbach. Darauf, dass er den Weg aus seiner Kummerecke heraus findet und die Gesundheitspolitik wieder in die Hand nimmt. Die forschen Landesminister in ihre Schranken weist, die im Wahljahr 2022 ihre Chance zur Profilierung sehen. Sie vertrauen Lauterbach, weil er trotz seiner gelegentlich an Schizophrenie grenzenden, auseinander klaffenden Aussagen noch der vernünftigste und umsichtigste Gesundheitspolitiker zu sein scheint.

Die Hoffnung schwindet. Und dürfte im Herbst begraben werden, wenn die nächste große Corona-Welle das Land erschüttert. Hoffen sollten wir trotzdem: Dass wir das Corona-Virus irgendwann besiegen werden. Trotz oder wegen Karl Lauterbachs gegenwärtig verwirrender Gesundheitspolitik.

 

Die deutsche Doppelmoral

Stellen wir uns vor, ein Fremder besuche unser Land und sei darum bemüht, sich ein Bild von den Menschen zu machen, die in ihm leben. Was wäre sein Eindruck?

Zunächst einmal: Einigkeit. Wie in der Nationalhymne. Ja, die Deutschen sind sich zu großen Teilen einig. Stehen solidarisch ein für Werte und das Wohl der Gemeinschaft.  Weil es ihnen allen gleichermaßen wichtig erscheint, eine Einheit zu bilden.

Seit an Seit

Wie bitte? Ach was, Corona. Darum geht’s doch gar nicht. Ich spreche von dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Ein souveränes Land wird in den Krieg und viele Familien ins Chaos gestürzt. Das erzeugt in uns Deutschen Wut und weckt den Geist der Solidarität, den wir in den letzten beiden Jahren mit Schlaftabletten gefüttert hatten.

Mit der Unterstützung der Hilfskräfte bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen erschöpft sich diese Solidarität aber auch schon wieder. Masken tragen im Supermarkt? Impfen gar? Menschenmassen meiden als Dienst an der Gesellschaft? So weit kommt’s noch! Dieser faschistische Staat soll uns bloß nicht unsere Freiheit beschneiden.

Immer wieder dieser Vergleich

Es gehört zu den Absonderlichkeiten des deutschen Denkens, gleichzeitig Menschen zu helfen, die gerade ihr ganzes Leben und möglicherweise ihre Männer, Brüder und Väter an die Heimat und Putins Krieg verlieren – und die Corona-Schutzmaßnahmen mit diesem Krieg zu vergleichen. Dort wird ein Krieg vom Zaun gebrochen, werden Menschen erschossen – hier wird man zum Tragen einer Maske gezwungen, wenn man im Discounter einkaufen möchte. Quasi dasselbe.

Wie heißt es in der Hymne weiter? Einigkeit.. und Recht und Freiheit? Ach ja, die Freiheit. Was könnten wir 80 Millionen Deutschen wohl für die Freiheit von Menschen tun, wenn wir zusammenhielten? Man liest viel davon, wie teuer Corona die Unternehmen zu stehen kommt, wie viele Ausfälle zu beklagen seien, wenn ein weiterer Lockdown verhängt würde. Hat irgendwer schon mal errechnet, wie viel Zeit die Deutschen mit Lamentieren darüber vergeuden, welche Einschränkungen sie in den letzten beiden Jahren hinnehmen mussten oder wer sie angeblich zu Impfungen oder anderen Diensten am Allgemeinwohl zwingt?

Wie.. Menschlichkeit?

Der Ukraine-Krieg sollte uns eigentlich dazu zwingen, uns wieder auf das zu besinnen, was wirklich wichtig ist: Rücksichtnahme, Solidarität um der Menschlichkeit willen. Menschlich ist es beispielsweise, sich an die schrecklichen Bilder der Corona-Toten zu erinnern, die 2020 in Italien mit Lastwagen zu ihren Massengräbern gekarrt wurden. Menschlich wäre es, mal über die eigene Einstellung zur Anteilnahme nachzudenken, statt Ukrainern alte Wolldecken zu spenden und entgegen aller Erkenntnisse zu behaupten, Corona sei doch nicht schlimmer als eine Grippe.

Sie widert mich an, diese Doppelmoral der Deutschen. Tod ist Tod, egal, ob ich jemandem in den Kopf schieße oder ihn – upps – versehentlich mit einem Virus infiziere. Selbst schuld, wenn er sich in seinem Alter nicht besser zu schützen wusste. Was sind wir bloß für Menschen? So sehr mich das Engagement für die ukrainischen Flüchtlinge freut: Ich schäme mich mit jedem Tag ein bisschen mehr für einen leider großen Teil meiner Mitbürger.

Semper Fidelis

Nun also wieder neue Regeln. FFP2-Masken im Einzelhandel zwingend für alle, dafür keine Impfung mehr erforderlich. Wie war das mit den falschen Signalen, die man aussendet? Ein großer Elektronikkonzern umwirbt völlig ungeniert die Impfverweigerer: „Nur noch 2G, ihr könnt wieder bei uns einkaufen!“ Und kommt sich beim Umreißen der Zielgruppe anscheinend gar nicht blöd vor.

Ich bin doch nicht blöd! Oder vielleicht doch?

Geboosterte Menschen müssen nicht mehr in Quarantäne, auch wenn sie Kontakt zu corona-positiven Menschen hatten. Aha. War da nicht was? Ach ja.. das Hauptargument fürs Impfen: Du schützt damit deine Mitmenschen. Wie geht das zusammen mit: Du hast dich womöglich angesteckt, merkst aber nichts davon, weil du bereits Antikörper gegen das Virus entwickelt hast?

Infiziert kann man also ruhig sein, solange man keine Symptome entwickelt. Und muss brav zur Arbeit erscheinen. Darf dieser nicht fernbleiben. Ist ja schließlich kein Schnupfen, bei dem man mal einen Tag zu Hause bleibt, weil man KollegInnen anstecken könnte. Sondern bloß Corona. War das nicht kürzlich noch hochinfektiös? Eine Pandemie gar, die neuesten Schätzungen zufolge bislang bis zu 5 Millionen Todesopfer forderte?

Corona? Welches Corona?

Man muss sich dieser Tage fragen, ob es zwei Sorten von Corona gibt: Das tödliche Virus und die harmlose Variante, wegen derer man nicht gleich übertreiben sollte. Nimm ein paar Vitamine und huste in die Armbeuge. Und besuch mal wieder deine Oma, sie hat schon wieder nach dir gefragt.

In den Schulen haben nur noch infizierte Schüler das Recht, zu Hause zu bleiben. Ach nee, ist ja (immer noch) ne Verpflichtung, Quarantäne und so. Der Nebenmann bleibt bitte in der Bank sitzen, bis er selbst positiv getestet wurde. Und so weiter. Ist ja die relativ harmlose Omikron-Variante.

Heute haben wir im Unterricht Stalingrad nachgespielt

Schüler, die von ihren Eltern nicht in eine Klasse voller Corona-Fälle geschickt werden, erhalten eine Ermahnung und werden von Lehrern und Mitschülern geächtet. Feiglinge. Schwächlinge. Sie schwächen die Truppe, die sich selbst zum Durchhalten verdonnert hat. Ewige Treue zur Schulleitung, bis zum letzten Mann, äh, Kind.

Schließlich drohen ja übelste psychische Schäden, wenn wir diesem Virus eine Existenz zusprechen. Keine Handbreit nachgeben, einfach ignorieren. Wir sind stärker. Wir halten zusammen. Wenn wir krank werden, dann zusammen. Wenn wir sterben, dann zus-.. ach was, wir sterben nicht. Unsere Kinder sind jung und robust.

Vielleicht haben sie später Long Covid, mag sein. Oder Opa ist hopps gegangen, pardon, ich vergaß.. das darf man den Kindern ja nicht sagen. Also, liebe Kinder, der Opa ist jetzt im Himmel. Da passt er auf euch auf und sorgt dafür, dass ihr bald wieder ganz gesund werdet. Wollen wir für Opa beten? War ein guter Mann und hat sich brav impfen lassen.

Hat trotzdem nicht gereicht.

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